Bei der Betrachtung der täglich publizierten Fallzahlen zu Corona-Infizierten und -Toten in Deutschland, frage ich mich:

Was ist von der Richtigkeit der gemeldeten Fallzahlen zu halten?

Es ist enorm schwierig die Zahlen, die uns tagtäglich um die Ohren gehauen werden, richtig einzuordnen und zu deuten. Sind die Zahlen 104.000 Infizierte und knapp 2.000 Todesfälle (Stand 7.4.20) in Deutschland eine große Anzahl? Und wie glaubwürdig sind diese Zahlen?

Zum Vergleich: Selbst als Apothekerin, also als eine Frontfrau in der Gesundheitsversorgung, ist mir die extreme Grippewelle im Winter 2017/2018 tatsächlich aus dem Gedächtnis entschwunden. Damals gab es rund 9 Millionen Influenza-bedingte Arzbesuche und innerhalb von 8 Wochen rund 25.100 Todesfälle am damaligen Grippevirus!

Das muss man sich einmal vorstellen! Innerhalb von 8 Wochen 25.000 Tote! Auch hier muss es einen wöchentlichen Anstieg an Erkrankten und schließlich wöchentliche Todesmeldungen gegeben haben, oder nicht? Haben wir dies damals durch die Presse und unsere Regierung ebenso dramatisch vermittelt bekommen wie heutzutage in der Corona-Pandemie, oder erst später erfahren? Damals gab es weder Kontaktverbote, Plexiglaswände in Apotheken noch trugen die Menschen einen Mund-Nasen-Schutz. Warum eigentlich nicht? Auch der Grippevirus wird über Tröpfcheninfektion, also vornehmlich beim Sprechen, Husten und Niesen übertragen!

Wie sind also unsere heutigen Fall-Zahlen einzuschätzen?

Wenn wir über die Corona-Zahlen sprechen, dann werden alleine schon unterschiedliche Zahlen vom Robert-Koch-Institut (RKI) und von der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore gemeldet. Wie kann das sein? Nicht selten gibt es Tage, an denen es eine enorme Diskrepanz in den Zahlen gibt. Dies lässt schon einmal zweifeln!

Dieses Phänomen resulitert aus den unterschiedlichen Quellen der Zahlen und Informationswegen.

Bei der JHU werde in nahezu Echtzeit die Fallzahlen auf einer Karte dargestellt. Die Zahlen kommen aus einem ganzen Netzwerk von offiziellen Datensammlungen. Zusätzlich werden Internetquellen durchsucht und dem JHU werden selber Meldungen gemacht. Die Meldungen werden sodann bei den offiziellen Quellen abgeglichen und mit berücksichtigt.

Das RKI erhält die Daten über eine langwierige Meldekette aus den einzelnen Ländern. Die Gesundheitsämter übermitteln die Zahlen an die Bundesländer und diese wiederum an das RKI – meist nur einmal täglich. In unserer vermeintlich digitalisierten Welt sind bei der Übermittlung dieser Zahlen tatsächlich auch noch ’schnelle‘ Faxgeräte beteiligt. Am Wochenende werden keine Zahlen übertragen, so dass die Zahlen aus dem RKI zwar auf Grund der Quellen aussagekräftig, jedoch niemals tagesaktuell sind – geschweige denn Echtzeitcharakter haben. Es kann 2-3 Tage dauern, vom ‚bekannt werden‘ eines neuen Falles bis zur statistischen Aufnahme im RKI.

Wem sollen wir also noch glauben im Bezug auf die Richtigkeit der Zahlen und wie groß ist die Dunkelziffer?

Die Einschränkungen und Einbußen, die unsere Regierung uns mit Kontaktverboten und Runterfahren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens auferlegt hat, sind enorm! In Anbetracht der großen Anzahl an Grippetoten in 2017/2018 und keiner einzigen Einschränkung…sind diese heutzutage bei der Entwicklung von Corona berechtigt? Wie können wir die weitere Entwicklung und Ausbreitung an Corona-Fallzahlen abschätzen als für uns notwendige Bestätigung für die Richtigkeit solcher weitreichenden Maßnahmen…?!

Wie gut sind wir Deutschen in Mathe?

Viele Virologen bemängeln weniger die Unterschiedlichkeiten in den Fallzahlen der WHO, des RKI oder der JHU, sondern die Art und Weise der Testungen. Und die gibt mir auch zu denken…

Wie lässt sich eine wirlich gute Aussage treffen, welchen Verlauf die Erkrankungen in Deutschland nehmen?

Wenn ich mich an meine Mathestunden in der Schule zurückversetze – und ich gehöre wahrlich zu den Mathefans unter uns – dann wahr Stochastik nicht mein liebstes Teilgebiet in der Mathematik. Dennoch war das ‚Warscheinlichkeitsrechnen‘ oder auch ‚Die Kunst des Vermutens‘ immerhin etwas, mit dem ich im eigenlichen Leben was anfangen konnte…d.h. ich sah einen Sinn darin und fand es ins wahre Leben transportierbar (im Gegensatz zu so vielen anderen Dingen, die wir in der Schule lernten).

Bestes Beispiel sind da die heutigen FORSA-Umfragen, z. B. ‚Welche Partei würde gewinnen, wenn an diesem Sonntag Wahl wäre?“ Wie läuft so eine Umfrage ab…Ein sogenannter repräsentativer – aber kleiner Teil – der Bevölkerung wird befragt und dementsprechend wird für die Gesamtbevölkerung ein ebenso repräsentatives Gesamtergebnis abgebildet. Dieses liegt verblüffend nah an der Wirklichkeit!

Was passiert aber in der Corona-Pandemie? Getestet wurden bisher ausschließlich Personen mit Symptomen, oder Personen die Kontakt zu Infizierten hatte oder zu Beginn der Pandemie aus einem Gebiet mit Corona-Infizierten einreisten. Hieraus entwickeln sich unsere Fallzahlen. Aber..Momentmal! Wird uns nicht immer wieder gesagt, dass viele von uns längst auch infiziert sind – ohne Symptome? Wie repräsentativ sind dann also die Zahlen von gemeldeten Infizierten und Gesunden?

Das ist doch so, als würde eine FORSA-Umfrage nur DIE Menschen nach ihrer politischen Gesinnung fragen, von denen sie ’so ungefähr schon wissen‘, dass sie eine gewisse Partei XY wählen. Frage ich bei einer solchen Umfrage also gezielt nur DIE Menschen, von denen ich die Gesinnung VERMUTE, erhalte ich eher ‚absolute‘ Zahlen. Also keinen Durchschnitt durch die Bevölkerung. Die Zahlen sind dann davon abhängig: Wieviele Menschen habe ich befragt? Kann ich am Tag 1 nur ca. 10 Menschen – von denen ich die politische Gesinnung vermute – befragen, dann habe ich vielleicht eine Treffequote von 9. Frage ich am nächsten Tag aber direkt 1000 Menschen, kann ich einen enormen Anstieg an Wählerstimmen melden.

Wenn ich also Tag für Tag absolute (Fall)Zahlen melde und von einem prozentualen Anstieg an Erkrankungen spreche, muss ich doch die Frage stellen: Habe ich an jedem Tag genau gleich viele Menschen getestet oder testen können? Ist es nicht wichtig diesen Anstieg auf die Anzahl der Testungen zu beziehen?

Für eine bessere Aussagekraft zur Frage „Wie stark ist der Anstieg an Neuerkrankungen in der Bevölkerung?“ forden viele Virologen eine andere Messmethode.

Testet tagtäglich eine ‚repräsentative‘ Bevölkerungsgruppe! Nicht nur Menschen mit Symptomen! Dann gibt es ein repräsentatives Ergebnis zu Erkrankungen! Hier könnten wir erfahren wieviele Menschen im Schnitt gesund, bereits gesundet (da Antikörper) und neu infiziert sind…und WIRKLICH die Verbreitung in der Bevölkerung Tag für Tag repräsentativ abschätzen! Dies ist wahre Stochastik und dann darf man auch von einer guten Statistik sprechen.

Also: die PISA Studien haben wahrscheinlich nicht ganz unrecht zu den Überlegungen unserer deutschen (schlechten) Mathmatik-Qualität! Mann müsste allerdings nicht nur gut rechnen können, sondern auch noch die richtige RECHENMETHODE wählen!